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Blue Transition: Sichere Grundwasserversorgung durch klimaangepasstes Wassermanagementsystem für die Feldberegnung

Praktische Lösungen für die Grundwasser- und Bodenbewirtschaftung im Klimawandel: Im Pilotgebiet WaterFarmers des internationalen Forschungsprojektes Blue Transition unter Leitung des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik entwickelt der Dachverband Feldberegnung Uelzen (DFU) verschiedene Lösungen für die Sicherung der Grundwasserressource bei gleichzeitig steigendem Beregnungsbedarf in der Landwirtschaft und setzt sie in die Praxis um. Die Pilote in Uelzen, unter anderem zur Wasserspeicherung, können als Vorbild für andere Landkreise dienen. Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Falko Mohrs besichtigte nun das Projektgebiet und den Wasserspeicher Stöcken.

Balance zwischen Wasser- und Landnutzung im Klimawandel

Jederzeit ausreichend Wasser in guter Qualität zur Verfügung zu haben, ist eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die EU-Strategie zur Anpassung an den Klimawandel sowie die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung und die EU-Richtlinien für Grundwasser, Wasser und Böden fordern einen schnellen und systematischen Wandel. Mit dem Verbundprojekt „Blue Transition“ soll so ein systematischer Wandel durch ein integriertes Wasser- und Bodenmanagement unter Betrachtung komplexer sich gegenseitig beeinflussender Faktoren nachhaltig ermöglicht werden. Dafür entwickelt eine internationale Gruppe an Forschenden in 16 Pilotgebieten in Dänemark, den Niederlanden, Schweden, Belgien, Frankreich und Deutschland in einem transnationalen Ansatz praktische Lösungen und leitet Erkenntnisse für Wasserverbände, Landwirte, Behörden und die Gesellschaft ab. Gefördert wird die Forschung mit einem Gesamtvolumen von 7,1 Millionen Euro, unter anderem mit über 4,5 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

WaterFarmers in Uelzen mit Leuchtturmcharakter für eine sichere Bewässerung

In Niedersachsen und Bremen gibt es insgesamt vier Pilotgebiete. Ein Partner des Projektes ist der DFU, der in dem Pilotgebiet WaterFarmers gezielt Lösungen für eine nachhaltige und sichere Grundwasserbewirtschaftung trotz anhaltender Dürreperioden und notwendiger Feldberegnung entwickelt und in die Praxis umsetzt. Ein Beispiel für eine bereits existierende Lösung zur Verringerung der Grundwasserentnahme ist die Nutzung von Wasser aus dem Wasserspeicher Stöcken. Die Zusammenarbeit mit der Nordzucker AG, bei der während der Kampagne in der Zuckerfabrik Uelzen Wasser einzig aus den verarbeiteten Zuckerrüben anfällt, gewährleistet ein klimaangepasstes Wassermanagement für die landwirtschaftliche Feldberegnung von rund 5000 Hektar. „Pro Jahr werden so rund 1,4 Mio. Kubikmeter Grundwasser durch das Wasser aus den insgesamt drei Speicherbecken ersetzt“, erklärt Jörg Martens, Projektleiter des DFU. „Als einzige Region bundesweit nutzt Uelzen Speicherwasser und kann als Vorbild für andere Landkreise dienen.“

Weitere innovative Lösungen geplant

Im Rahmen von Blue Transition sollen nun weitere Lösungen erarbeitet werden. Diese bauen nicht zuletzt auf das im Jahr 2021 abgeschlossene Projekt TOPSOIL auf, in dem ein „Triple-Monitoring“-Ansatz entwickelt wurde. Zusammen mit den Monitoringdaten und den detaillierten Kenntnissen über den Untergrund werden so die Auswirkungen spezifischer Grundwasserentnahmen auf kleine Fließgewässer identifiziert, was eine gezielte und nachhaltige Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen ermöglicht.

Gemeinsam mit den Landwirten möchte der DFU in den kommenden zweieinhalb Jahren ein kooperatives Grundwasserentnahmemanagement entwickeln. Dazu werden in einem ersten Schritt über das durch den DFU erarbeitete Grundwasserströmungsmodell die Regionen und Brunnen ermittelt, in denen die Grundwasserentnahmen unmittelbare negative Auswirkungen auf sogenannte grundwasserabhängige Landökosysteme haben. Im nächsten Schritt soll mit den regional betroffenen Landwirtinnen und Landwirten nach Lösungen für die Wasserversorgung zur Feldbewässerung gesucht werden. Neben der Verlagerung der Grundwasserentnahmen in unproblematische Bereiche mit neuen Brunnen und entsprechenden Zuleitungen, sind auch kurative Maßnahmen an Gewässern und Biotopen oder die Nutzung von Grundwassersubstituten Lösungsansätze. Zudem ist angedacht, Gräben über den Winter mit Wasser aufzustauen und dieses langsam versickern zu lassen oder Wasser aus Dränagen in Sickerbecken umzuleiten.

Begehung des Gebietes durch die Politik

Das Pilotgebiet WaterFarmers traf auch in der Politik auf großes Interesse. Im Mai 2023 besuchte unter anderem der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Falko Mohrs und die Landesbeauftragte des Amtes für regionale Landesentwicklung Leine-Weser Frauke Patzke das Gebiet.

Minister Mohrs äußert sich nach der Begehung: „Das Thema Wasserversorgung wird in Zeiten des Klimawandels für uns alle, gleich in welcher Region wir leben, zunehmend wichtiger. Umso bedeutsamer sind Projekte zur nachhaltigen Grundwasserbewirtschaftung. WaterFarmers ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Partner aus verschiedenen Disziplinen über Landesgrenzen hinweg gemeinsam nachhaltige Lösungen entwickeln, die uns und künftigen Generationen den sicheren Zugriff auf die Ressource Wasser erhalten. Besonders freut es mich, dass Niedersachsen mit der Erforschung und praktischen Umsetzung von Lösungswegen maßgeblich an diesem wichtigen Ziel beteiligt ist.“

Mike Müller-Petke, der das Projekt Blue Transition und die Grundwasserforschung am Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik leitet, sieht die interdisziplinäre und länderübergreifende Zusammenarbeit in Blue Transition als entscheidend und zielführend an, um die nachhaltige Bewirtschaftung des Nordseeraums zu sichern. „In den Pilotgebieten sollen konkret praktische Lösungen gefunden werden. Diese zielen unter anderem auf die Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen im Küstenraum, auf die Erhaltung und die Wiedervernässung von Mooren oder auf ein urbanes Wassermanagement.“ Dafür sei es jedoch auch immer wichtig, die Untergrundstrukturen sowie die Prozessvorgänge genauer und flächenhaft mit Hilfe der Geophysik unter anderem durch den Einsatz von Drohnen zu erfassen.

Projektpartner und -gebiete in Deutschland

In Deutschland sind neben dem LIAG (Hannover) der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (Brake), das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (Hannover), der Dachverband Feldberegnung Uelzen, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Oldenburg), der Geologische Dienst für Bremen an der Universität Bremen und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hannover) beteiligt.

  • Gnarrenburger Moor und Geestgebiet Bederkesa
    (Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie)
    Einfluss der künstlichen Grundwasseranreicherung und der Wiedervernässung von Mooren auf die Ressource Grundwasser
     
  • Ökologische Landwirtschaft in Nordwestdeutschland
    (Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohsto­ffe) Humusfördernde Bodenbewirtschaftung durch ökologische Betriebsführung
     
  • Grundwasserversorgung im Landkreis Uelzen
    (Dachverband Feldberegnung Uelzen)
    Klimaangepasstes Wassermanagementsystem für die Feldberegnung
     
  • Naturschutzgebiet Luneplate, Bremerhaven
    (Geologischer Dienst für Bremen)
    Wassermanagement eines Industrieparks zur Vermeidung von Salzwasserintrusion

Das Verbundprojekt Blue Transition läuft noch bis März 2026.

Weitere Informationen bietet die Projektseite Blue Transition des Interreg-Nordseeprogramms: Webseite.