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Geothermie Großraum München

Der Malm des süddeutschen Molassebeckens ist als Kluft-Karst-Aquifer das bedeutendste Reservoir für geothermische Energie in Mitteleuropa, sowohl für die Wärmebereitstellung wie für die Erzeugung von elektrischem Strom. Die bisher vorliegenden Ergebnisse aus verschiedenen Projekten liefern erstmals verlässliche Modellparameter für eine Langzeitprognose der Bewirtschaftung im regionalen Maßstab. Am Beispiel der Region München soll das Gesamtnutzungspotenzial des Reservoirs und das Ausmaß einer möglichen gegenseitigen thermischen oder hydraulischen Beeinflussung mehrerer Geothermieanlagen durch numerische Simulation untersucht werden.

Ein geothermisches Kraftwerk bei Unterhaching, südlich München, produziert bereits Wärme für ein lokales Fernwärmenetz sowie 3.36 MW elektrischen Strom. Zwei Bohrlöcher (Dublette bestehend aus Injektionsbohrung und Produktionsbohrung) durchteufen den Malm bei ca. 3000 m. Die unterschiedlichen Karbonat-Ablagerungen des Malm (Oberer Jura) bilden als Unterlage fast der gesamten Bayerischen/Österreichischen Molasse im Voralpengebiet zwischen Donau und Alpen aufgrund ihrer Klüftigkeit und Verkarstung einen hoch-produktiven Grundwasserspeicher. Dieser erfährt in Richtung Alpen mit zunehmenden Tiefen höhere Temperaturen. Besondere Bedeutung haben in dieser Beziehung geologische Störungen im Malm mit ihrer erhöhten Klüftigkeit und Wasserwegsamkeit. Daher erfordert die Bestimmung der geothermischen Produktivität insbesondere die Erkundung der geologischen Strukturen und des Verkarstungsgrades.

Seismische Profillinien (2D) aus den 1970er und 1980er Jahren der Kohlenwasserstoff-Exploration wurden von der Firma RWE Dea AG (Hamburg) dem LIAG freundlicherweise zum erneuten Processing und zur Reinterpretation zur Verfügung gestellt. Als besonders aussichtsreich haben sich Bereiche mit erhöhtem Auftreten von seismischen Diffraktionen (durch Punktstreuer verursachte Hyperbeln in der Laufzeitsektion) zusammen mit seismischen Geschwindigkeitsinversionen  erwiesen, um auf Faziesunterschiede des Malm, auf geologische Störungen, Verkarstungsgrad und mögliche Wasserfüllung zu schließen. Mit Hilfe dieser Profillinien wurden Ansatzpunkte, Ablenkung und Landepunkte der zwei ca. 4 km voneinander entfernten Bohrungen Unterhaching Gt 1 und Gt 2 bestimmt. Beide Bohrungen sind mit Schüttungen von mindestens 118 l/s und Temperaturen von bis zu 130,5 oC am Top Malm erfolgreich verlaufen. Zusätzliche vertikalseismische (VSP) Profile sowie VSP-Messungen mit beweglicher seismischer Quelle an der Oberfläche wurden im Produktions-Bohrloch Unterhaching Gt 1 durchgeführt, um die Umgebung dieses Bohrloches genauer zu charakterisieren.

Um das Gesamtnutzungspotenzial des Malm im Großraum München abzuschätzen, sollen in einem Forschungsverbund vom LIAG und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (BayLfU, München) folgende Arbeitsschritte durchgeführt werden:

1)  Hochauflösende 3D-Seismik bei der Bohrung Unterhaching Gt 2 auf einer ca 4 x 5 km großen Fläche mit Zieltiefen bis 4000 m zur Interpretation von Fazies und geologischen Strukturen,

2)  Ableitung eines regional-geologischen 3D-Strukturmodells unter Einbezug von weiteren 2D seismischen Profillinien,

3)  Ableitung eines hydrogeologischen Modells,

4)  numerisches Modellieren der Grundwasserströmungen.

Die Ergebnisse des Vorhabens stellen die Grundlage für eine wirtschaftliche Nutzung der geothermischen Energie aus Karstaquiferen im großen Maßstab dar. Mithilfe der Arbeiten kann die Nachhaltigkeit der Nutzung verbessert werden, d.h. das Betriebsrisiko für alle Betreiber wird minimiert. Das numerische Modell wird den verantwortlichen Behörden als ein Werkzeug zur Bewertung von geplanten geothermischen Nutzungen des Malm-Reservoirs zur Verfügung gestellt.

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