Die Rolle von tiefreichenden Störungszonen bei der geothermischen Energienutzung
Ziel des Verbundvorhabens ist es, die tiefreichenden Störungszonen genauer in ihrer Geometrie zu erfassen, ihre thermisch-hydraulischen Eigenschaften zu charakterisieren, das geothermische Potenzial neu zu berechnen und zu bewerten. Die Ergebnisse werden über das Geothermische Informationssystem (GeotIS) allgemein zugänglich gemacht.
Die Gesteine des tieferen Untergrundes werden durch tektonische Kräfte deformiert. In der unteren Erdkruste erfolgt diese Deformation zunehmend bruchlos etwa in Form einer Faltung. In der oberen Erdkruste reagieren Gesteine auf die einwirkenden Kräfte jedoch meist bruchhaft. Es entstehen Störungen, entlang derer es zu Verschiebungen bei gleichzeitiger Spannungsentlastung kommt. Diese Störungen können deutlich größere Durchlässigkeiten als das benachbarte Gestein haben. Folglich werden Fluidbewegungen auf diese Störungsbahnen fokussiert. Aufsteigende Fluide sind heißer als das Nebengestein und transportieren Wärme in geringere Tiefen. Diese Umstände machen Störungen für eine geothermische Nutzung interessant (Jung et al. 2002, Paschen et al. 2003).
Störungszonen werden bisher in Deutschland nicht direkt für die Erdwärmegewinnung genutzt. Allerdings wird bei der Erschließung von Heißwasseraquiferen, z. B. im Oberrheingraben und im Malm des Süddeutschen Molassebeckens, darauf geachtet, Störungszonen zu durchörtern, um höhere Fließraten zu erzielen. Als typisches Beispiel sei die Bohrung Unterhaching Gt 2 genannt.
Das Strompotenzial der Störungen beträgt nach Jung et al. (2002) ca. 4,5·1019 J (entspricht 1.400 GWa) und ist damit um ein Vielfaches höher als das Strompotenzial der Heißwasser-Aquifere.
In den vergangenen Jahren wurden große Fortschritte in der digitalen 3D-Modellierung geologischer Strukturen erzielt. Gegenüber einfachen Karten, die nur die Verbreitung und Tiefenlage einzelner Horizonte darstellen, können die verschiedenen Strukturmerkmale sowie das Volumen stratigraphischer Einheiten abgebildet werden. 3D-Strukturmodelle sind daher heute die Grundlage für hydrologische und geothermische Modelle.
Erfassen von Störungssystemen
Charakterisierung von Störungssystemen
Bewertung von Störungszonen
Erweiterung der Datengrundlage und der Dateninfrastruktur