Globale Klimaevolution - Interpretation von Bohrloch- und Kernmessdaten aus Tibet in Hinblick auf das Verhältnis Trockenheit/Niederschlag
Das tibetische Plateau gilt nach der Arktis und der Antarktis als drittgrößter Speicher für Süßwasser in Form von Eis und wird deshalb als der "dritte Pol" der Erde bezeichnet. Fast ein Drittel der Weltbevölkerung ist von der Wasserzufuhr vom Plateau abhängig. Künftige Klimaveränderungen werden sich laut dem IPCC-Bericht überproportional auf die Region auswirken und den Wasserkreislauf, die Wasserressourcen, die Ökologie und die Wirtschaft beeinflussen. Um künftige Klimaszenarien auf der Grundlage von Modellen beurteilen zu können, ist es von entscheidender Bedeutung, die Intensität und Geschwindigkeit hydrogeologischer Wechselwirkungen auch auf lange Zeitskalen besser zu verstehen. Dazu wird die Sedimentabfolge des auf 4700 m über dem Meeresspiegel liegenden und ca. 125 m tiefen Nam-Co-Sees untersucht. Mit einer Fläche von fast 2000 m2 ist er fast viermal so groß wie der Bodensee. Im Gegensatz zu weit jüngeren und oft lückenhaften Klimaarchiven des tibetischen Plateaus, beinhaltet die Sedimentabfolge des Nam Co kontinuierliche Informationen der Klimageschichte die wahrscheinlich weiter als eine Millionen Jahre zurückreicht. Die Untersuchung dieser Sequenz wird mehrere Zyklen von glazialen und interglazialen Phasen umfassen.
Das LIAG hat im Rahmen des ICDP-Projekts "The Nam Co Drilling Project, Tibet (NamCore)" an zwei Bohrungen im zentralen Bereich des Sees geophysikalische Bohrlochmessungen durchgeführt. Dabei wurden die Sedimentschichten mit mehreren Instrumenten bis in eine Tiefe von über 360 m unterhalb des Seebodens erfasst. Mit Zeitreihenanalyse und Zyklostratigraphie wird aus den Daten eine Zeit-Tiefen-Skala erstellt. Multivariate Statistik hilft die Komplexität der Datensätze zu verstehen, und die Sedimenteigenschaften zu charakterisieren, welche Rückschlüsse auf das Ablagerungsmilieuzulassen.
Die Informationen zum Ablagerungsalter und zur Lithologie werden abschließend zusammengeführt, um daraus Aussagen zur Beziehung zwischen Trockenheit und Niederschlag in der Vergangenheit abzuleiten und diese im Kontext der globalen Klimaentwicklung zu interpretieren.
Universität Greifswald
Institute of Tibetan Plateau Research (ITP)
University of Jena
University of Bremen
Universite de Geneve
University of Stockholm
Manchester Metropolitan University
University of Newcastle
Universite de Strasbourg
University of Bern
University of Haifa