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Erforschung der neotektonischen Entwicklung des Osning-Lineaments am Teutoburger Wald

DFG-Projekt im LIAG Forschungsschwerpunkt Geogefahren zum Erdbebenpotenzial durch Reaktivierung von oberflächennahen Verwerfungen im Zusammenhang mit Neotektonik und Spannungsänderungen im Untergrund durch Abschmelzen ehemaliger Gletscher.

Auf den Spuren von aktiven Störungen

Dr. Sonja Wadas, Geowissenschaftlerin am LIAG, untersucht seit Herbst 2021 in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt die neotektonische Entwicklung des Osning-Lineaments am Teutoburger Wald in Nordrhein-Westfalen mit Hilfe von u.a. oberflächennahen reflexionsseismischen Daten.

Neotektonische Bewegungen an Störungen können eine große Gefahr darstellen, dennoch ist in Norddeutschland, trotz nachgewiesener neotektonischer Aktivität, nur wenig darüber bekannt. Oft fehlen „Oberflächenabdrücke“, da viele Störungsstrukturen unter Sedimenten verborgen sind. In dem Projekt soll die generelle Bedeutung von nah an die Oberfläche reichenden Verwerfungen im Zusammenhang mit neotektonischer Aktivität (Schwerpunkt auf Norddeutschland), verursacht durch glazialen isostatischen Ausgleich, aufgezeigt werden. Darüber hinaus soll dargelegt werden, warum insbesondere das Osning-Lineament im Vergleich zu anderen großen Störungen in Norddeutschland einzigartig ist, warum die seismische Erfassung von oberflächennahen Abdrücken von Störungen immer noch eine – notwendige – Herausforderung darstellt und welche weiteren wissenschaftlichen Probleme gelöst werden müssen. Am Osning-Lineament gab es in den letzten 400 Jahren drei große Erdbeben und sieben weitere makroseismische Erdbeben. Die stärksten Beben traten in den Jahren 1612, 1767 und 1770 auf, mit einer geschätzten Intensität von VI bis VII auf der MSK-Skala. Bei dem historischen Erdbeben von 1612 wurden mehrere Gebäude in der Stadt Bielefeld beschädigt. Das Ereignis war so prägend für die damalige Stadtgeschichte, dass es sogar in einem Kupferstich festgehalten wurde.

Reaktivierung von Störungen durch Abschmelzen einst vorhandener Gletscher

Oberflächennahe Ausprägungen von tiefliegenden Verwerfungen sind wissenschaftlich und gesellschaftlich sehr relevant: (1) Änderungen des Spannungszustandes in der Lithosphäre, zum Beispiel verursacht durch das Abschmelzen der einst vorhandenen Gletscher, können zur Reaktivierung bestehender Störungen führen. Solche Schwächezonen erhöhen das Erdbebengefährdungspotenzial in der Umgebung, was im schlimmsten Fall zu schwerwiegenden Folgen für urbane Gebiete führen kann. (2) Die wirtschaftliche Nutzung des Untergrundes nimmt stetig zu und geologische Stabilität ist für verschiedenste gesellschaftliche und politische Anliegen (nicht zuletzt der Endlagerung) enorm wichtig. Das Projekt stützt die Fokussierung des LIAG auf den Forschungsbereich Geogefahren innerhalb der Neuausrichtung.

Projektleitung

Projektgruppe

Prof. Dr. Gerald Gabriel

Dr. Ulrich Polom

Dr. David C. Tanner

Technische Mitarbeiter LIAG

Weitere interne Kooperationen:
Dr. Jan Igel, Dr. Sumiko Tsukamoto

Kooperationspartner

Andreas Lenz & Sebastian Busch
(GD NRW)

Dr. Christian Brandes & Prof. Dr. Jutta Winsemann
(Leibniz Universität Hannover)

Dr. Holger Steffen
(Lantmäteriet - Swedish Mapping, Cadastral and Land Registration Authority)

Förderung

DFG

Projektnummer: 451088796

Laufzeit: 01.10.2021 – 30.09.2024