DFG-Projekt im Rahmen des ICDP-Projekts „Drilling Overdeepened Alpine Valleys – DOVE“ zur Untersuchung der Klima- und Landschaftsentwicklung, Grundwasserspeichern und seismischer Gefährdungspotenziale
Das Tannwald Becken, zwischen Biberach und Bad Waldsee (Baden-Württemberg), entstand während der Eiszeiten im Mittleren und Späten Pleistozän als übertieftes Tal durch mehrfache Eisvorstöße des Rhein-Gletschers (Ellwanger et al., 2011). In diesem Gebiet hat das LIAG drei Bohrlöcher, zwei Spülbohrungen und eine Kernbohrung, abgeteuft. Diese einmaligen Bohrungen bieten die Möglichkeit hochauflösende seismische Messungen durchzuführen, um die Beckensedimente im Detail zu charakterisieren und die Sedimentationsprozesse zu verstehen.
Für das Projekt führt das LIAG seismische Messungen zwischen den Bohrlöchern (crosshole seismic) im Tannwaldbecken (ICDP Site 5068_1) durch. Solche Crossholedaten enthalten höhere Frequenzen als konventionelle Reflexionsseismik, die an der Oberfläche akquiriert wird, da dort die Verwitterungsschicht in den ersten Metern die hohen Frequenzen im seismischen stark dämpft. Eine hochauflösende Wellenfeldinversion erlaubt uns Untergrundmodelle abzuleiten, die direkt mit der Lithologie verglichen werden kann, welche vom Bohrkern aus Bohrloch C abgeleitet wurde.
Daten, die wir mit polarisierenden Scherwellenquellen erhoben haben, deuten darauf hin, dass die quartären glazialen Sedimente seismische Anisotropie aufweisen, die durch vorherige Messungen an der Oberfläche nicht abgebildet werden konnte. In einem anisotropen Medium hängt die Wellengeschwindigkeit von der Ausbreitungsrichtung und/oder von der Schwingungsrichtung der Wellen ab. Wellen, die sich horizontal durch das Medium ausbreiten, versprechen mehr Informationen über eine mögliche seismische Anisotropie zu liefern als die meist vertikal verlaufenden Wellen, die an der Oberfläche aufgezeichnet werden. Darüber hinaus sollen weitere seismische Bohrlochmessungen mit verschiedene Geometrien (z. B. walk-away VSP, walk-around VSP) dazu beitragen, die seismische Anisotropie vollständig zu charakterisieren und quantifizieren, sowie künftig auch zuverlässig von der Oberfläche ermitteln zu können. Ziel ist es, aus seismischer Anisotropie und sedimentologischen Informationen der Bohrlöcher, Rückschlüsse auf Sedimentationsprozesse zu ziehen, was zum Verständnis der Entwicklung übertiefter Täler beiträgt.
Dr. Daniel Köhn (CAU Kiel)
Laufzeit: 12/2021-11/2024
ICDP-Projekt DOVE
Drilling Overdeepened Valleys