Borkum, die westlichste Insel der deutschen Nordsee, ist ins Brennglas der Geophysiker des LIAG geraten, weil Borkum exemplarisch für Grundwasser-Fragestellungen an der Nordseeküste steht, und das nicht nur aktuell, sondern auch im Vorausblick auf den einsetzenden Klimawandel. Auf 80 Seiten werden verständlich bebildert der geologische Untergrund und sein Grundwasser dargestellt.
Spannend für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist ganz besonders die Balance zwischen trinkbarem Süßwasser und von der Nordsee her auf die Insel andrängendes, ungenießbares Salzwasser im Untergrund der Insel. „Es ist ein dynamisches Gleichgewicht“, sagt Frau Dr. Helga Wiederhold, die Projektleiterin im LIAG. „Nur durch kluge Bewirtschaftung der Wasserreserven und vorausschauendes Planen wird es auch zukünftig im grünen Bereich gehalten.“ Entsprechend hatte das Institut im Rahmen des EU-Projektes „CLIWAT“ eine interdisziplinäre Forscher- und Ingenieursgruppe für die Durchleuchtung Borkums zusammengerufen, darunter Fachleute der Stadtwerke und Wasserversorgung Borkum, Wissenschaftler des niedersächsischen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie, sowie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Man wertete für das Borkum-Projekt zusätzlich auch Daten der internationalen CLIWAT-Arbeitsgruppe aus und profitierte von deren Erfahrung. Im CLIWAT-Projekt haben 16 Institutionen nordeuropäischer Küstenländer mit ihrer Expertise zusammengefunden.
Eindrucksvoll an diesem Borkum-Heft ist, dass nicht nur zu lesen ist, wie es um den Untergrund und das Grundwasser steht, sondern vor allem, mit welchen Tricks und Kunstgriffen die Forschergruppe sich ihre Kenntnisse über den Untergrund Borkums beschafft hat. Das beginnt mit fast historischen geoelektrischen Sondierungen noch aus dem vorigen Jahrhundert, geht über langjährige Grundwasser-Messreihen oder Hubschrauber gestützte Elektromagnetik bis hin zu mit Elektronik vollgestopften Grundwasser-Messstellen und in den Boden eindringende Radar-Messungen. Nicht zuletzt werden auch Computer-Vorhersage-Modelle gezeigt, die nicht nur die aktuellen Untergrundprozesse abbilden, sondern auch in die Zukunft bis zum Jahr 2100 extrapolieren.
Institut
Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik mit Sitz in Hannover ist ein eigenständiges Forschungsinstitut und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Institut betreibt zukunftsgerichtete Forschung auf dem Gebiet der physikalischen Geowissenschaften. Als Einrichtung von überregi-onaler gesamtstaatlicher Bedeutung wird es von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. Das Institut blickt auf über 50 Jahre Erfahrung in der Geophysikalischen Forschung zurück und bündelt seine thematische Forschung unter anderem im Forschungsschwerpunkt „Grundwassersysteme - Hydrogeophysik“.
Kontakt
Dr. Helga Wiederhold
0511 / 643-3520