In der durch die DGG ausgezeichneten Publikation stellt Raphael Rochlitz die Funktionsweise der durch ihn entwickelten Programmbibliothek vor. Sie berechnet elektrische oder magnetische Felder im Untergrund. Diese Felder entstehen durch Anlegen eines Wechselstromes an der Erdoberfläche und hängen von den unterschiedlichen elektrischen Leitfähigkeiten der Gesteine ab. Daraus kann Rochlitz ableiten, wie der Untergrund aufgebaut ist und so beispielsweise auf Erzvorkommen zur Rohstofferkundung schließen. Das Wissen über das elektromagnetische Feld hilft auch bei Fragen wie der Trinkwasserversorgung von Inseln. Denn wenn der Meeresspiegel steigt, kann eindringendes Salzwasser das Trinkwasser verderben. Diese Veränderungen kann Rochlitz‘ Programmbibliothek sichtbar machen.
„Die Programmbibliothek bietet zwei große Besonderheiten“, erklärt Michael Becken, Professor für Geophysik und Betreuer des Doktoranden Rochlitz an der Universität Münster. „Sie ist sehr breit angelegt und innovativ. Das bedeutet, sie verbindet alle gängigen Ansätze in der Geophysik zum Modellieren elektromagnetischer Felder. Methodisch ist die Arbeit daher hochinteressant.“ Thomas Günther, Rochlitz‘ Betreuer am Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik in Hannover ergänzt: „Die zweite Besonderheit liegt im Open Source Ansatz. Man kann sich das Ganze wie eine Werkzeugbox vorstellen, die kostenlos und für alle zur Verfügung steht.“
Seit über drei Jahren arbeitet Rochlitz im Rahmen des Projektes DESMEX in Hannover an der Bibliothek. „Ich freue mich, dass die DGG die Programmbibliothek custEM für ein wichtiges Puzzleteil in der elektromagnetischen Modellierung hält und sich deshalb für meine Publikation über ihren Einsatz entschieden hat“, sagt Rochlitz. Seine Betreuer Günther und Becken hatten den Doktoranden für den renommierten Preis vorgeschlagen. Die Geophysikalische Gesellschaft vergibt den mit 1.000 Euro dotierten Günter Bock-Preis seit 2006. Geehrt werden Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, die durch innovative Forschung oder spannende Forschungsergebnisse in ihren ersten wissenschaftlichen Publikationen auf sich aufmerksam machen.