Archive sind Sammlungen von Informationen. Spricht man von Geoarchiven, so sind gesammelte Informationen über die Erdgeschichte gemeint. Fossilien, Minerale, Gas- und Flüssigkeitseinschlüsse in Gesteinen oder im Eis geben Auskunft über Umwelt und Klima auf der Erde vor Jahrtausenden oder Jahrmillionen. Dr. Christian Zeeden vom Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) in Hannover nutzte solche Geoarchive, um die geologische Zeitskala der letzten zehn Millionen Jahre besser zu verstehen. Dafür untersuchte Zeeden verschiedene Gesteine, ihre Zusammensetzung und suchte speziell nach wiederkehrenden Mustern. Für diese und weitere Arbeiten im Bereich der Stratigrafie wird Zeeden nun mit dem prestigeträchtigen „Division Outstanding Early Career Scientists Award“ der Sektion für Stratigraphie/Sedimentologie/Paläontologie ausgezeichnet. Denn in seiner noch kurzen wissenschaftlichen Karriere zeichnet sich Zeeden vor allem durch eines aus: Vielseitigkeit. Die EGU hebt in ihrer Begründung die Vielzahl an wissenschaftlichen Publikationen ebenso hervor wie die große Zahl internationalen Kooperationen, durch die sich Zeedens Arbeit auszeichnet. Vielseitig ist er aber vor allem thematisch. Wo viele Forscherinnen und Forscher sich entweder auf marine oder auf terrestrische Sedimente spezialisieren, will Zeeden aus beidem Informationen ziehen. Die EGU vergibt diesen und weitere Preise bei ihrer Jahrestagung in Wien zwischen dem 7. und 12. April 2019.
Auf die Frage, woher dieser Wissensdurst kommt, muss Zeeden lachen. „Es ist schon verrückt. Alles fing mit einer Fossilien-AG in der Schule an. Es hat mich begeistert, Pflanzen und Tiere in den Händen zu halten, die Millionen Jahre alt sind“. Diese Faszination bewahrte sich Zeeden während seines Studiums der Geoökologie und Geologie an den Universitäten Bayreuth und Dunedin (Neuseeland), während seiner Promotion im niederländischen Utrecht und bei seinen Post-Doc Stellen im Sonderforschungsbereich 806 an der RWTH Aachen sowie am IMCCE, Observatoire in Paris. „Der Preis spornt mich an, dieser Anerkennung auch in Zukunft gerecht zu werden“, sagt Zeeden. Aktuell ist er am LIAG in Hannover tätig und untersucht geophysikalische Bohrlochdaten als Geoarchive. Langfristig möchte er die Komplexität von kontinentalen Ablagerungssystemen besser verstehen. Eine Idee für einen Untersuchungsansatz hat er bereits.
Der “Division Outstanding Early Career Scienctists Award” ist einer von mehreren Auszeichnungen, den die EGU jährlich vergibt. Es handelt sich um einen der bedeutendsten europäischen Preise, den Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler erhalten können. Die verleihende EGU ist ein Zusammenschluss europäischer und internationaler Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler, die sich zum Ziel gesetzt haben, ihr Fach zu fördern und den über 17.000 Mitgliedern aus 106 Ländern einen guten Austausch und Vernetzung zu ermöglichen.