Ziel des bis 2025 geplanten Forschungsprojekts DESMEX-REAL, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird und an dem auch die Universität Köln, die Technische Universität Clausthal, das Niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (Hannover) sowie die Geologische Landesuntersuchung GmbH Freiberg beteiligt sind, ist die Einrichtung eines so genannten Reallabors in der „Altbergbauregion Oberharz“. In dem Projekt werden modernste geophysikalische Messmethoden zur effizienten Erkundung von mineralischen Rohstoffvorkommen mit dem Wissen aus Archivdaten des bisherigen Bergbaus im Oberharz kombiniert.
Im Projektverlauf sind insgesamt drei größere Messkampagnen vorgesehen. Hierzu finden Hubschrauber-Messflüge und bodengeophysikalische Untersuchungen statt. Die Flüge, die jeweils vom Flugplatz Hildesheim aus starten, überdecken in der diesjährigen Kampagne mehrere Messgebiete im Raum Oker, Bad Harzburg, Schulenberg, Altenau, Clausthal-Zellerfeld und Kamschlacken.
Erste Messergebnisse im 3-D-Leitfähigkeitsmodell vom Untergrund
Im Projekt kommt ein so genanntes semi-airborne Elektromagnetik-Verfahren zum Einsatz, mit dem Aussagen über die elektrische Leitfähigkeit von geologischen Strukturen getroffen werden können. Es kombiniert Dipolsender – geerdete Stromkabel am Boden – mit hochempfindlichen Magnetfeldsensoren, die sich in Flugsonden befinden, die vom Hubschrauber an einem Seil in 50 bis 70 Metern Höhe über Grund geschleppt werden. Es werden zwei verschiedene Messsonden mit unterschiedlicher Sensorik eingesetzt.
Die am LIAG entwickelte Auswertesoftware erstellt auf Basis der gemessenen Daten dreidimensionale Modelle der elektrischen Leitfähigkeit, die Hinweise auf Vererzungen im Untergrund bis in eine Tiefe von ca. 1 Kilometer aus allen rund 30 Messflügen geben können. Zwischenergebnisse liegen bereits vor. Die 3-D-Modelle zeigen die verschiedenen elektrischen Leitfähigkeiten der Sediment- und Gesteinskörper. Dadurch lassen sich nach geologischer Interpretation Rückschlüsse auf Störungen im Untergrund und potenziell vorhandene Erzkörper ziehen. Für die hochkomplexe Auswertung der Daten haben Forschende Inversionsalgorithmen entwickelt, welche beliebige 3-D-Geometrien der Topographie sowie der Sender und Empfänger berücksichtigen können.
"Mit den hier am LIAG entwickelten Verfahren zur Auswertung der Daten mit dieser neuartigen Methode können wir den Untergrund anhand der elektrischen Leitfähigkeit dreidimensional bis zu einer Tiefe von einem Kilometer und damit vorhandene Erzlagerstätten sichtbar machen", erklärt Dr. Thomas Günther, Projektleiter am LIAG. "Das war bislang in der Größe und so detailgetreu nicht möglich."
Für Vertreterinnen und Vertreter der Medien gibt es am Donnerstag, 21. September 2023, die Möglichkeit, die Messkampagne vor Ort zu begleiten. Hierbei sind sowohl Foto- und Filmaufnahmen vom Start des Hubschraubers ab 9 Uhr am Flugplatz in Hildesheim als auch von den parallel durchgeführten Messarbeiten am Boden. Letztere werden durch das LIAG koordiniert (Kontakt: Insa Cassens, 0511 643 3820) möglich. Es wird um Anmeldung bis Montag, 18. September 2023, unter der E-Mail-Adresse info(at)bgr.de gebeten. Nähere Informationen erhalten Sie auch unter Telefon 0170 8569662.