Die Höffigkeit einer Störung ergibt sich insbesondere aus der Störungsgeometrie: Aus der Aufschlussgeologie ist bekannt, dass gerade die lateralen Verschnittzonen von Störungen Wasserwegsamkeiten darstellen (Moeck et al., 2015).
Für die Tiefe Geothermie fehlt derzeit ein belastbares Erschließungskonzept auf Verschnittzonen von Störungen, obwohl es ansatzweise in dem Geothermieprojekt Traunreut mit Erfolg umgesetzt werden konnte. Laterale Verschnittzonen ergeben sich aus Y-förmig zueinander einfallenden synthetischen und antithetischen Störungen. Aus der Aufschlussgeologie ist außerdem die Zonierung von Störungszonen bekannt (Störungskern, Zerrüttungszone, intaktes Gestein). Bisher wurde aber die störungsgebundene Permeabilitätsstruktur immer nur mit großen Unsicherheiten abgeschätzt (Cacace et al., 2013), belastbare Messungen fehlen. Daher soll die Zonierung einer tiefliegenden Störungszone vermessen und in ein strukturgeologisches Modell übertragen werden. Zur strukturgeologischen-geohydraulischen Bewertung des Störungsinventars, des Kluftmusters und des Spannungszustandes werden die Bohrlochlogs (FMI, gerichtetes Kaliberlog, Dichte) und die an Bohrkernen gewonnenen geomechanischen und petrophysikalischen (Porosität, Permeabilität) Parameter genutzt. Damit wird die störungsgebundene Permeabilitätsstruktur über die Störungszonierung hin quantitativ erfasst. Außerdem soll das Störungsreaktivierungspotentials quantitativ bestimmt werden, bei dem das kinematische Verhalten von Störungen und der daraus resultierende Spannungszustand auf den Trennflächen bestimmt wird. Letztlich sollen die Ergebnisse zur Reservoircharakteristik in ein gesamtheitliches Modell integriert werden, in dem die Interaktionen von Diagenese, Störungsphasen, Spannungsfeld und Auswirkungen auf die hydraulische Leistung von Trennflächen erfasst werden können. Daraus wird ein Erschließungskonzept erstellt, das für das südbayerische Molassebecken gültig ist.